IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIP HAWAII 13.10.2018

Es ist geschafft!!! Vielen Dank an euch alle für`s Daumendrücken! Es hat geholfen- ich habe es beim wichtigsten und härtesten aller Triathlons ins Ziel geschafft!

Hinter mir liegt nun eine wahnsinnig aufregende Zeit. Nachdem ich mich in Frankfurt aus Versehen für das große Abenteuer qualifiziert hatte, bastelte mir Dirk einen Haken, an den ich vorerst meine Sport-Rente gehängt habe. Es folgten weitere intensive Trainingswochen mit mal mehr und mal weniger Spaß daran. Ca. 5 Wochen vor dem großen Tag fing meine Achillessehne an zu streiken. Was ich erst tapfer ignorieren wollte, weitete sich zu einem Problem aus. Zum Glück fand ich Hilfe bei Prof. Seidel und Frau Dr. Hammerl, die mich mit Stoßwellentherapie und Laufverbot versorgten. Ich konnte nur hoffen, dass die Achillessehne am 13.10. irgendwie ihren Dienst tut.

Nach einem laaaaangen Flug auf Hawaii angekommen, sah man in Kona eigentlich nur fitte Menschen, die bei größter Hitze und scheinbar ununterbrochen den Alii Drive hoch-und runter liefen und mit dem Rad fuhren. Da ich nicht laufen konnte, ersetzte ich die letzten Lauf-Lockerungseinheiten mit Schwimmen im Meer und Radfahren. Dabei fuhr ich von unserer Unterkunft aus stets in Richtung Süden und verzweifelte bei der ersten Ausfahrt an den extremen Bergen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, 180 km bei dieser Hitze und diesen Anstiegen durchzuhalten.

Leonie und Dirk testeten dann am 6.10. beim “Hoala Training Swim” für mich schonmal die Schwimmstrecke und wurden dafür auch mit einer Medaille und einem Shirt belohnt. Das große Glück, mit der kompletten Familie vor Ort zu sein, nutzten wir natürlich aus und schauten uns viel von dieser beeindruckenden Insel an: Vulkane, Regenwälder, Wasserfälle – die wahnsinnig vielfältige Landschaft brachte uns oft ins Schwärmen.

Indes rückte der große Tag immer näher und die Aufregung wuchs. Wir besuchten die Heroes – Party, nahmen an der Parade der Nationen teil, erfreuten uns am Underpants-Run und natürlich schwammen Dirk und ich auch mal zum Coffee-Boat. Nur zur Welcome-Party ging ich allein, denn 55,- Dollar pro Person waren uns dann doch zu fett.

Das Einchecken und sowieso alles, was mit dem Wettkampf direkt zu tun hatte, war generalstabsmäßig durchstrukturiert. Einmal allein den Wechselgarten zu durchlaufen, um sich Orientierungspunkte zu merken- Fehlanzeige- SECURITY! Auch am Morgen des 13.10. lief es so ab. Nach dem Body-Marking (nicht selber machen!) wurde man zum Wiegen geführt- warum auch immer (ich hoffe, die Werte werden nicht veröffentlicht 🙂 ). Danach durfte man nochmal zum Rad und irgendwann zum Wasser. Nach den Profi- Männern und Frauen starteten erst die Altersklassen- Männer und am Ende wir Frauen. Das Schwimmen ging nach dem anfänglichen Gedränge recht gut und kurz vor dem Wende-Schiff schwammen wir zu den letzten Männern auf. Dann ging es Richtung Land und es wurde auf Grund der Strömung schwieriger. Ständig wurde ich Richtung offenes Meer getrieben und musste gegensteuern. Aber irgendwann was das Land erreicht. Der Ausstieg war sehr lustig, da man durch die Wellen immer wieder umgeworfen wurde. Mein Blick ging Richtung Uhr, ich wollte doch gern wissen, wie so die Zeit war. Schreck- die Uhr war total zertrümmert und zeigte mir nur noch ein schwarzes Feld. Das heißt, ich war den kompletten Tag ohne eine Zeit- und/oder Kilometerangabe. Nach dem Abduschen ging es mit dem Wechselbeutel in ein Zelt, wo wieder jeder seinen eigenen Helfer an die Hand bekam. Ich wollte mir aber gern meine Strümpfe allein anziehen…Nach dem ewig langen Weg aus dem Wechselgarten raus gab es keine Linie, sondern man sprang (bzw. stieg) einfach  irgendwann aufs Rad. Dann ging es auf die Strecke. Erst -noch mit vielen Zuschauern am Rand- durch Kona, dann einsam durch riesige heiße Lava-Felder auf dem Highway Richtung Hawi. Ich war positiv überrascht- die Strecke nach Norden war zwar auch bergig, aber nicht so schlimm wie meine Ausfahrten vom Hotel aus. Es hat eigentlich sogar Spaß gemacht, vor allem sicher auch, weil ich doch ab und an jemanden überholen konnte- es gibt tatsächlich Athleten, die noch langsamer Rad fahren 😉 Auch der Wind war nicht so schlimm wie befürchtet, so dass ich recht zufrieden vom Rad steigen konnte. Leider hatte sich schon beim Radfahren die Achillessehne bemerkbar gemacht. Beim Wechsel auf die Laufstrecke brauchte ich so erstmal einige Zeit, um mich einzulaufen. Aber dann ging es einigermaßen. Die wirklich steilen Anstiege bin ich gegangen. So waren die 12 km in Kona auch recht “schnell” erledigt. Aber dann…!!! Die Hitze machte mir sehr zu schaffen, ich sehnte jede Verpflegungsstelle herbei, habe getrunken wie ein Kamel und hatte trotzdem gleich wieder Durst. Schlimmer war aber noch dieses ewige Geradeaus. Ich habe sooo die Wende herbeigesehnt! Endlich kam eine Kurve, aber die führte nur ins Energy Lab. Was das bedeutet, habe ich recht schnell kapiert. Hitze von unten und von oben und dazu ein nicht enden wollender langer Weg bis zum Wendepunkt, an dem man dann gut erkennen konnte, dass man das alles auch wieder hoch muss. Irgendwann wieder auf dem Highway angekommen, wurde es dunkel. Zum Glück war mir 2 Tage vorher noch eingefallen, dass ich ja eine Wechselbrille haben muss, da ich mit Sonnenbrille abends nichts mehr sehen werde. Ich wusste, dass 18 Uhr die Sonne untergeht und konnte mir also ausrechnen, dass ich es vor Zielschluss schaffen werde. Nachdem es dann aber wirklich stockfinster war, ging mir jegliches Zeitgefühl verloren. Endlich waren dann mal Lichter in Sicht, aber die Kreuzung, an der man rechts in Richtung Ziel abbiegen konnte, kam und kam nicht näher. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand meine Familie am Straßenrand und jubelte “Du schaffst das!”. Von da aus ging es noch einmal geradeaus, bis endlich wirklich der Abzweig kam. Ich hoffte nun nur noch, dass die Krämpfe (es gab nur ein einziges Mal Salz) mich nicht umwarfen. Aber es ging alles gut. Die Zielgerade war auch nochmal ein ganzes Stück lang. Aber hier waren die Straßenränder von vielen, vielen Menschen gesäumt und man konnte schon von weitem den Ausruf hören, für den alle im Grunde dieses harte Rennen überhaupt mitmachen: “You are an Ironman!”. Auch ich wurde so empfangen und das war wirklich ein tolles Gefühl. Geschafft!

Nachdem ich meine Sachen -wieder mit 1:1- Betreuung- aus dem Wechselgarten geholt hatte, konnte ich meine Familie in die Arme schließen. Wir haben uns gemeinsam über das Erreichte gefreut. Schließlich hatten wir alle 5 einen langen Tag und sind somit alle irgendwie Ironmänner und -frauen! Nach einiger Zeit fragte ich dann  Dirk, wie spät es eigentlich ist und dann hat es mich fast umgehauen— 16:59 h war das Ziel, einfach nur ankommen der Plan. Vielleicht -so insgeheim die Berechnung- kann ich evtl.15 Stunden schaffen. Aber 12:10 h –  damit hätte ich nie gerechnet. Freude!!!

Nun sind wir wieder zu Hause angekommen und ich habe so viel Zuspruch aus allen Richtungen bekommen. Ich danke allen, die mitgefiebert haben. Und natürlich ganz besonders auch denen, die mein -nicht gerade preiswertes- Unternehmen finanziell unterstützt haben. Ich freue mich nun auf Alltag, auf eine ganze Weile ohne Training. Aber ganz aufhören werden wir sicher nicht. Dafür ist Triathlon einfach doch zu schön!

DANKE EUCH ALLEN!

Christina

                      

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